The Sky’s the Limit
By: Werner Müller
(please scroll down for the German version of this blog post)
As someone says in the intro of a popular German science-fiction series from the 60s, „What may sound like a fairy tale today, could become a reality tomorrow.”
The beginnings of a future “holodeck” – known to many from the NCC1701 D Enterprise – can be seen in downtown Cologne as of October 2017. The historically prosperous city of Cologne once was endowed with impressive architecture. But the attacks during World War II destroyed about 90% of the city. The work of a video artist from Cologne illustrates this development well. Contemporary scenes are overlaid with historic photographs: https://www.youtube.com/watch?v=oXAoEnUotOc
Many buildings that were still in good condition, such as the old Opera at Rudolfplatz, were knocked down after the war. This demolition, which bowed to commercial pressures, continues to this day.
In comes the company timeride, which has brilliantly re-created a slice of old Cologne – virtually. During a simulated street car ride along the Rhine river, wearing virtual reality glasses, one can experience Cologne around the year 1900.
The timeride tour starts with a so called “Kaiserpanorama”. Kaiserpanoramas – imperial panoramas – were a popular attraction around the 1900s as they allowed the viewer to see three-dimensional images. Today’s visitors can experience a Kaiserpanorama that would not have existed in the 1900s as this one juxtaposes historic images with present-day ones. In so doing, timeride creates a dramatic aha moment in which the viewer realizes just how much beautiful architecture the city has lost.
Following this, the hosts use a historic map of the city, to outline the exact route we will embark on. But before the actual ride the participants are invited to enter a small movie theater, where they are shown the rich 2000 year old history of the city of Cologne as a brief recap. After that, a very amusing video explains how to use the VR-glasses.
Now it’s time for the time ride! Guests take their seats in the remake of a 1900 Cologne street car. Everyone puts on their VR-glasses and the train jolts forward. Yes – it gives an actual jolt, the authentic historic experience.
In contrast to a film or a computer animation, in which one looks straight ahead, the VR experience allows you to turn your head to the right and the left in exploration of your surroundings.
Even though the first zeppelin only appeared in Cologne’s sky in 1909, as part of the virtual reality experience, you can spot the Zeppelin Z II towering over the city. For an aviation historian like me, that’s nine years too early, but let’s not quibble. The artistic freedom actually made it possible for someone like me who has devoted twenty years of his life to studying Cologne’s aviation history to see this giant (130 meters), which formerly I’ve only seen on photos, hovering above my city’s skies. I was touched to see the “aeronautic dinosaur”, especially because we aren’t accustomed to seeing gigantic flying objects like that. But there is so much to see, I’m trying to take it all in. To immerse you in the experience, there is an audio element to the virtual reality experience. Voices of imagined fellow passengers complain about the new technology behind the electric street cars. In the distance one can hear a Prussian military band perform in what formerly used to be a popular Biergarten. Paperboys call out the newest headlines. The imposing merchants‘ houses rise up into the sky along the Rhine river. Just before the Hohenzollern-Bridge the street car turns in the direction of the city center and the Cathedral.
This new technology opens up endless possibilities for historic experiences. For Cologne, I would love to see another tour like this along the ancient city wall that during the Middle Ages was the mightiest of its kind north of the Alps. The walls were demolished in 1880 – one of the many sins the city of Cologne committed. A chariot ride along the Roman wall would be amazing, too. Or having the possibility to experience different epochs. Long lost places can be experienced once more. What was only possible in two dimensions now becomes three dimensional.
The team behind timeride is really on to something here. I strongly advise any visitors to Cologne to add this to their agenda. In just one month, 11,000 people have already enjoyed this offering, a very good outcome that shows how fascinating municipal history can be.
German original version:
The Sky’s the Limit
By: Werner Müller
Im Intro einer berühmten deutschen Sciene Fiction-Serie aus den 1960er Jahren heißt es: „Was heute wie ein Märchen klingt, kann morgen schon Wirklichkeit sein. Hier ist ein Märchen von Übermorgen.“
Die Anfänge eines zukünftigen Holodecks, wie es viele von der NCC1701 D Enterprise kennen, kann man seit Oktober 2017 in der Köln Innenstadt erleben. Das reiche Köln hatte bis zu den fürchterlichen Bombenangriffen des 2. Weltkriegs, bei denen ca. 90% der Stadt zerstört wurde, eine sehr schöne Architektur. Ein Kölner Videokünstler hat dazu den aktuellen Verkehr vor historische Ansichten der Stadt kopiert, woraus eine in Köln vielfach beachtete Ansicht wurde.
https://www.youtube.com/watch?v=oXAoEnUotOc
Viele zum Teil noch gut erhaltene Gebäude, wie z. B. das alte Opernhaus am Rudolfplatz, wurden nach dem Krieg abgerissen. Die Zerstörung geht aus kommerziellen Gründen heute noch weiter.
Die Firma timeride hat einen kleinen Teil des alten Köln nun virtuell nachgebaut. Im Rahmen einer Straßenbahnfahrt entlang des Rheinufers, die dann auch in die Altstadt geht, kann man nun das alte Köln mittels einer Virtuell Reality-Brille um das Jahr 1900 erleben.
Die virtuelle Reise beginnt mit einem so genannten Kaiserpanorama. Dies war um 1900 eine beliebte Attraktion, da man dort 3D-Bilder sehen konnte. Neben historischen 3D-Fotos hat timeride aktuelle Fotos dem gegenüber gestellt. Erst so sieht man, was die Stadt alles an historischer Architektur verloren hat. An einem historischen Stadtplan wird dann die Strecke der Straßenbahnfahrt erklärt und auf kleine Besonderheiten an der Wegstrecke hingewiesen. Danach geht es in ein kleines Kino, in dem man im Schnelldurchgang die reiche 2000 Jahre alte Geschichte der Stadt Köln erleben kann. Direkt im Anschluss wird den Besuchern das System der VR-Brillen in einer humoristischen ansprechenden Videoanleitung erklärt. Einer der wenigen Anleitungen auf der Welt, die man sich auch angucken sollte nur um sie zu sehen. Dann geht es los. Die Besucher nehmen Platz im Nachbau einer Kölner Straßenbahn von 1900. Die VR-Brillen werden angezogen und nach einer kurzen Startphase rumpelt die Straßenbahn los. Richtig – sie rumpelt los. Die Macher haben auch an solche Kleinigkeiten gedacht. Der Besucher sitzt direkt hinter dem virtuellen Straßenbahnschaffner und erlebt den damaligen Verkehr am Rheinufer. Im Gegensatz zu einem Film oder einer Computeranimation, bei dem der Besucher nur nach vorne guckt, kann man sich hier, so wie im richtigen Leben, umgucken.
Auch wenn der erste Zeppelin erst 1909 am Himmel über Köln erschien, sieht man hier schon den Zeppelin Z II am Himmel. Neun Jahre zu früh für mich als Luftfahrthistoriker, aber trotzdem imposant. Die künstlerische Freiheit ist endschuldbar. Wenn man sich zwanzig Jahre mit der Kölner Luftfahrt beschäftigt und diesen Giganten (130 m) nur auf Fotos sieht, ist es schon sehr berührend diesen „Dinosaurier der Luftfahrt“ nun am Himmel über Köln zu sehen. Vor allem aus deshalb, weil wir heutigen Zeitgenossen einen solchen Anblick nicht kennen. Aber es gibt so viel zu sehen, dass man sich beeilen muss so viel wie möglich zu erleben. Die Passanten unterhalten sich und schimpfen auf die neue Technik der elektrischen Straßenbahn. Aus einem, damals sehr beliebten, Biergarten am Rhein hört man eine preussische Militärkapelle spielen. Zeitungsjungen rufen die neusten Schlagzeilen aus. Die alten schönen Kaufmannshäuser am Rhein erheben sich in den Himmel. Kurz vor der Hohenzollern-Brücke biegt die Straßenbahn dann in die Innenstadt in Richtung des Kölner Doms ab. Ein Blick in die Seitenstraßen des alten Kölns mit etwas renovierungsbedürftigen Häusern aber auch Werbeplakate der damaligen Zeit lassen den Besucher in ein Köln abtauchen, das längst vergangen ist.
Diese Art der virtuellen Technik bietet für die zukünftigen Geschichtserlebnisse noch unendlich viele Möglichkeiten. Für Köln wünsche ich mir eine Fahrt entlang der mittelalterlichen Stadtmauer, die damals die mächtigste Stadtmauer nördlich der Alpen war. Abgerissen um 1880 – eine der vielen Kultursünden von Köln. Aber auch eine Fahrt entlang der römischen Stadtmauer oder durch die Gassen und Straßen der Stadt in ihren unterschiedlichen Epochen wäre reizvoll. Längst untergegangene Orte lassen sich so erleben. Was man bisher nur zweidimensional erlebt, wird nun dreidimensional.
Die Mannschaft von timeride hat hier eine Goldader frei gelegt. Wer nach Köln kommt um die reiche Geschichte der Stadt kennen zu lernen, für den ist ein Besuch bei timeride am Alter Markt, schräg gegenüber des Kölner Rathaus, ein Muss.
Nach einem Monat hat timeride bereits 11.000 Besucher. Ein sehr gutes Ergebnis das auch zeigt, dass die Bürger an Stadtgeschichte interessiert sind.